Strategien gegen Algen

Zur Bekämpfung von Algen kann man Algengifte (Algizide) einsetzen, was im Hinblick auf die Nutzung als Schwimmteich und auf die Fische genau abgewogen werden muss. Kupferionen waren zur Algenbekämpfung propagiert worden. Es gibt Koifreunde, die Schäden für die Fische befürchten, auch Fachtierärzte raten zur Vorsicht damit. Zur Reduktion von Schwebealgen wird häufig ultraviolettes Licht verwendet, die Algen werden in den UVC-Lampen abgetötet und verklumpen. Die darin gebundenen Nährstoffe sind damit jedoch noch nicht aus dem Teichwasser entfernt. Mit Ozon und auch mit einer Einstellung des pH-Werts auf knapp 7 können Algen in ihrem Wachstum gebremst werden, dies erfordert jedoch einiges an Technik.

 

Es gibt zwei verschiedene Ansätze, Algen auf natürliche Weise zu bremsen: Ungünstige Lebensbedingungen und Freßfeinde.

Lebensbedingungen. Algen brauchen Licht und Nährstoffe, einige Arten kommen mit erstaunlich wenig davon aus. Nach einer monatelangen Verdunklung (Teichabdeckung im Winter) schien unser Teich algenfrei zu sein. Schon wenige Tage Frühjahrssonne ließen sie wieder wachsen, zunächst Fadenalgen, später Schwebealgen. Wir sehen auch keinen Unterschied zwischen dem Fadenalgenwuchs auf den häufig besonnten und den ständig beschatteten Teichwänden, die Wassertiefe ist ebenfalls unwichtig. Starke Trübung und Verdunklung durch Schwebealgen bremst die Fadenalgen, absterben wollen sie aber trotzdem nicht. Eine Teichbeschattung mit Sonnensegel haben wir erwogen, wochenlange Experimente mit einem Zelt brachten keinen Erfolg. Trotzdem glauben wir, dass eine Verschattung langfristig die Dynamik der Algenentwicklung bremsen kann. Unser kleiner Teich  hat viel weniger direkte Sonne und seit Jahren keine Schwebealgen. 

Nach unseren Erfahrungen ist das Wasser in Koiteichen nie nährstoffarm. Die Ausscheidungen der Tiere düngen ständig das Wasser. Durch gute mechanische Filterung kann ein Teil der festen Exkremente wieder entfernt werden, auch Pflanzen und Mikroorganismen können dem Wasser Nährstoffe entziehen, eine für Algen spürbare oder gar existenzbedrohende Nährstoffknappheit im Teichwasser ist nach unserer Meinung nicht erzielbar. Im Koifutter ist rund ein Prozent Phosphat enthalten, welches zu einem erheblichen Anteil ins Teichwasser ausgeschieden wird. Es ist bekannt, dass hohe Phosphorgehalte im Teichwasser Voraussetzung für eine Massenvermehrung von Algen sind. Schon eine Phosphorkonzentration von 10 μg/Liter reicht dazu aus. Diese niedrigen Anteile sind praktisch nicht erreichbar in einem Koiteich. Alle unsere Versuche, Phosphat aus dem Teichwasser zu entfernen, z. B. durch Fällung mit Eisenhydroxid und anderen Mitteln, führten zu Phosphatanteilen von 1 mg/Liter, nicht weniger. Wir kennen keinen Teich mit nennenswertem Koibesatz, in dem eine langanhaltende Algenfreiheit durch Phosphatbinder erreicht wurde.

 

Fressfeinde. Das herbivore Zooplankton (freischwimmende Wasserkrebschen) ernährt sich von Algen. Daphnien (Wasserflöhe) können Schwebealgen effektiv dezimieren. Auch einige Wirbellose (Schnecken) können Aufwuchsalgen abweiden. Es gibt zahlreiche Beispiele von relativ flachen natürlichen Gewässern, die trotz hoher Nährstoffgehalte nicht veralgen, weil Freßfeinde die Algenentwicklung beschränken. Das Konzept von Schwimmteichen sieht Regenerationszonen vor, in denen algenhemmendes Zooplankton und spezielle Wasserpflanzen gedeihen. Fische sind dabei nicht erlaubt, sie würden die Freßfeinde der Algen herausfiltern.

 

In der fränkischen Seenplatte werden Besucher eines stark durch Blaualgen (Cyanobakterien) besetzten flachen Sees über das Ungleichgewicht der ökologischen Lebensgemeinschaft informiert. Sogenannte Friedfische sind dort so zahlreich, dass das algenhemmende Zooplankton von ihnen fast völlig aufgefressen wird. Die Algen vermehren sich ungehemmt. Abhilfe könnte ein Besatz mit Raubfischen bewirken, die die Friedfische dezimieren. Dies würde aber einen Konsens der Angler verlangen, diese Raubfische einige Zeit ohne Nachstellungen wirken zu lassen.

 

Vielleicht ist das Geheimnis von algenfreien Koiteichen darin zu finden, dass es dort Bereiche gibt, in denen sich das algenhemmende Zooplankton geschützt vermehren kann.